Moin,
in den beiden Regionen wo ich war (NSW um Griffith und WA, 3 Stunden südöstlich von Perth) war die Ernte von Ende Oktober bis kurz vor Weihnachten in normalen Jahren. Bei Nässe kann es auch schonmal bis Anfang Februar gehen.
Das mit den Ernteverbot hab ich auch schon mehrfach erlebt. Generell gibt es ein Feuerverbot (fire ban) von ungefähr Oktober bis März, bei sehr brandfördernden Bedingungen auch schon mal ein Ernteverbot (harvest ban). Ich hab mal einen Tag erlebt, wo es 40 Grad heiss war bei ca. 80km/h Wind. Die harvest bans werden im Radio durchgegeben, oft auch per SMS. Wenn das soweit ist, wird alles stehen gelassen und unverzüglich das Feld verlassen. Wir haben den Tag den oft bei mit dem ein oder anderem Bier und Billard spielen verbracht

Die meisten Feuer werden übrigens nicht durch Menschenhand sondern durch Blitze ausgelöst.
Zu den Fruchtfolgen:
Das hängt wiederum stark von Niederschlagsmenge, Boden und Marktlage ab. Generell sind die aber oft sehr viel vielfältiger als in Holstein oder im Kluetzer Winkel. Um Griffith in NSW werden auf den dryland Farmen in der Regel Gerste, Weizen, Raps, Erbsen, Lupinen und zum Teil auch Linsen angebaut. Weizen Monokultur wird teilweise auch praktiziert, aber eher auf den armen Böden an den Rändern des westlichen wheatbelts. Westaustralien fand ich persönlich noch etwas interessanter als den Osten, in einigen Regionen bestehen die Böden aus stark bauxithaltigen Latrit Schotter. Es kann durchaus passieren, dass die Gehalte an Bauxit so hoch sind dass man seinen Acker für ein paar Dollar verhökern kann und seine Rente gesichert hat

Wie man sich denken kann, sind diese stark metallhaltigen Böden sehr Phosphorhungrig. Die Einführung von Superphosphat in den Fünfzigern glich da schon einer kleinen Revolution um aus kargen sheepcountry Böden einen halbwegs erträglichen Weizenacker zu machen.
Wo wir schon beim Thema Schafhaltung sind. Die spielt immer noch eine grosse Rolle, allerdings nicht mehr so gros wie vor ca. 30 Jahren. Australien war vor dem Bergbauboom (Erz, Gold, Kohle, Sand) ein rein landwirtschaftlich geprägtes Land.
"Australia is built on the sheep's back" heisst es sehr treffend.
Haupteinkommen war die feine Merinowolle, da die Merinoschafe sehr gut mit den kargen Böden und den trockenen Klima zurechtkommen. Nach wie vor ist Australien der Hauptlieferant für Merinowolle. Besonders einträglich ist das Geschäft damit aber nicht. Die meisten Schafe werden auf so genannten mixed cropping Farmen gehalten, die ihre Herden die eine Hälfte des Jahres auf den Stoppeln halten und zwischen Aussaat und Ernte noch ein paar Ackergras Felder haben. Beeindruckend fand ich die frühe Industrialisierung der Wollproduktion, hier wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts konsequent die gesamte Produktionskette rationalisiert. Das fing beim Herdenmanagement an, ging weiter über das Design zweckoptimierter 'shearing sheds" über die Erfindung der Schermaschine und der Wollpresse bis zur industriellen Verarbeitung.
Bis zum Ende der achtziger Jahre war sehr lange Zeit mit Wolle gutes Geld zu verdienen, allerdings ist der Wollpreis dann aus unterschiedlichen Gründen absolut zusammen gebrochen und hat sich bis heute nicht mehr erholt. Nur in den letzten Jahren ging es mit dem Wollpreis wieder etwas bergauf, vor allem durch hohe Nachfrage aus China.
Zur Landnutzung muss man aus meiner Sicht aber mit erwähnen, dass in Australien sehr, sehr viele Fehler bei der Bewirtschaftung vor allem in den ersten 80 Jahren nach Beginn der Besiedlung gemacht wurden. Die meist englischen Siedler haben die Böden genau wie in England bewirtschaftet, sprich mit hoher Intensität und Viehdichte was sich aber in trockenen Jahren fürchterlich gerächt hat. Heute weiss man allerdings sehr gut, wie man womit am schonendsten wirtschaftet. Schafe beispielsweise können auf einigen Böden schädlicher sein als Verdichtungen durch Fahrspuren. Ein älterer australischer Farmer meinte mal zu mir, dass australische Böden einfach nicht für Huftiere geeignet sind. Unter anderem weil Schafe in manchen Gegenden zu viele Verdichtungen produzieren hat man dort auf extensives Cropping umgestellt. Extensiv heisst dann wirklich nur Direktsaat, ein paar mal Spritzen und dann Ernte.
Rinderhaltung findet in den allermeisten Gegenden des Landes statt, wobei es zur Wüste hin wegen den Dingos nur Rinder gibt. Krass ist der Dingozaun, der grob gesagt das südöstliche Viertel Australiens umschliesst und die Schafherden vor den Dingos schützt. Das Teil ist zweimal so lang wie die chinesiche Mauer
Gruss
M
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