Es kommt wirklich drauf an was man will,wenn man z.B. ein Praktikum dort machen will.Wenn man es eher europaeisch haben will ist Ontario oder Quebec erste Wahl,wenn man echte Grossflaechenlandwirtschaft mit komplett andren Ansaetzen erleben will,muss man in den Westen.Ein echtes Paradies ist das Red River Valley in Manitoba suedlich von Winnipeg bis runter nach Emerson an der US-Grenze,habe dort mal drei Monate bei einem Auswanderer aus Schleswig Holstein gearbeitet,dort wird neben Weizen und Raps auch Koernermais,Soja,Zuckerrueben und Kartoffeln angebaut,teilweise auch Winderweizen.Teilweise metertiefe Schwarzerde,fast keine Steine,wenig Pottloecher oder Buschfetzen in den Feldern(was im restlichen Westen oft vorzufinden ist),tellereben,kurzum der beste Produktionsstandort in Westkanada meiner Meinung nach.Dort wird auch relativ viel Bodenbearbeitung gemacht,groesstenteils mit Grubber oder Schweibenegge.
Was die Mechanisierung angeht,so sind deutsche Maschinen meist nur auf Farmen von Auswanderern zu finden,Lexion Drescher nur dort wo auch Haendler sind,Wiederverkaufswert sehr niedrig,deshalb sind das immer noch Exoten.Deere hat wirklich grob geschaetzt 50% Marktanteil,in manchen Gegenden sogar mehr,da sehr gute Haendlernetz,guten Wiederverkaufswert und auch gutes Marketing

Den Maschinen wird dort einiges abverlang,was deutsche oder europaeische Maschinen oftmals nicht aushalten.Fendt Schlepper sind meist nur auf Viehbetrieben vorzufinden,auch hier sehr geringer Wiederverkaufswert und fuer Maschinen mit mehr als 12 Meter AB einfach nicht genuegend Zugkraft.In Westkanada sieht man immer weniger Saemaschinen mit weniger als 12 Meter AB,18 Meter ist bei den Neuanschaffungen das Mindestmass,und da brauchts halt einfach nur was Grobes,was richtig reisst.Trotz gewisser Vorteile von Raupensystemen wird der Knickschlepper dort noch sehr lange weiter bestehen,da Transportbreite fast keine Rolle spielt,auf dem Betrieb wo ich saisonal taetig bin werden selbst die 13,5 Meter Schneidwerke nicht abgebaut,und das obwohl vom Nordende der Farm bis zum Sueden ueber 60km liegen.Transportarbeiten werden fast ausnahmslos mit LKWs durchgefuehrt,kleine Betriebe haben oft mehrere Dreiachser,die grossen Farmen jedoch alle Sattelschlepper mit ein oder zwei Auflieger dahinter.Bin die ganze letzte Ernte auch mit so einem sogenannten B-Train oder Super-B gefahren.
Ein Familienbetrieb kann locker 1500 bis 2000ha bewirtschaften,dazu genuegt ein Knickschlepper(der wirklich auf jedem Ackerbaubetrieb vorzufinden ist,teilweise 25-30 Jahre alte Boliden,die aber alle Autosteer haben),eine Saemaschine,oftmals sogar nur ein Drescher,ein Schwadmaeher,eine Selbstfahrspritze,ein groesserer Standardschlepper fuer Foerderschnecke,Striegel oder Steinsammler,zwei LKWs und das wars dann fast schon.Was die Arbeit angeht,Mai ist Aussaat,dann wirds ruhig bis Mitte/Ende August laeuft nur die Spritze,dann Ernte bis Ende Oktober und dann wirds ganz,ruhig

Richtig begreifen kann man diese Art der Landwirtschaft dort eigentlich erst nach mehreren Jahren,wenn man naemlich mal eine Missernte oder ein zu nasses Fruehjahr,wo man nur einen Teil der Flaechen nicht bestellen kann,erlebt.Dann weiss man naemlich erst,was fuer ein riskantes Spiel dort ablaeuft,und das Risikomanagement fuer die Farmer dort nicht nur ein hohles Wort ist.Dann versteht man auch,warum zum Beispiel weniger Duenger ausgebracht wird,sehr oft noch immer keine Fungizide im Getreide,warum man Direktsaat macht,warum eher einfache Technik eingesetzt wird oder warum Fruchtfolge dort noch weniger zaehlt als hier.Mein Chef dort,der eher ein "wilder Hund" ist im guten Sinne,sagt immer:
I dont need to go to Las Vegas to gamble,i put my ... on the table every year when i decide to put another crop in the ground!
Dem ist wirklich nichts hinzuzufuegen,Landwirtschaft dort ist vielerorts ein echtes Roulettespiel,und so sind auch die Farmer gestrickt,sie sagen selber von sich,dass sie ein bisschen "verrueckt"sind.Ich hab es aufgegeben die Landwirtschaft dort mit der hiesigen zu vergleichen,die Ausgangsbedingungen sind einfach zu unterschiedlich.Spass machts trotzdem immer wieder.